Kunst


   Der Stupa, ein Symbol für Frieden und Glück in der Welt

„Stupas sind Monumente für Frieden in der Welt. Sie sind Bauwerke, die in perfekter Form die reine Natur des Geistes, die Erleuchtung, ausdrücken. Sie werden seit Tausenden von Jahren in Asien gebaut und beeinflussen in positiver Weise das Kraftfeld des gesamten Universums. In den letzten Jahren sind auch in den anderen Teilen der Welt an vielen Stellen Stupas gebaut worden. Der Stupa wurde von Buddha als Grundlage für die Ansammlung von guten Eindrücken (Verdienst) gelehrt, denn er drückt das abhängige Entstehen aller Dinge aus und damit den Geist des Buddha. Gleichzeitig steht er für die Gemeinschaft der Praktizierenden. Es gibt acht Sutraformen, sowie eine tantrische Form, die mit den wichtigsten Ereignissen im Leben Buddhas in Zusammenhang stehen.“

Dieses Zitat aus einem Artikel von Manfred Seegers gibt uns einen Geschmack davon, warum Stupas gebaut werden und wofür sie damals wie heute stehen. Wenn man die Bedeutung zusammenfasst, drücken sich in einem Stupa grundlegende Prinzipien des Universums aus (die fünf Elemente usw), die im Geist des Betrachters Qualitäten der Erleuchtung hervorbringen.


Bodnath Stupa in Kathmamdu


Der Ursprung dieser faszinierenden Bauwerke geht in vorbuddhistische Zeiten zurück und ist eine Weiterentwicklung von prähistorischen Grabhügeln. Vorbuddhistische Stupas hatten die Funktion von Grabmonumenten für Helden und Könige. Somit zählen Stupas wohl zu den ältesten architektonischen Formen der Welt. Nach alten Überlieferungen hat Buddha selbst seinen Schüler Ananda angewiesen, einen Stupa zu errichten, um nach seinem Tod die sterblichen Überreste darin aufzubewahren. Buddha gab dem Stupa außerdem eine grundlegend neue Bedeutung, nämlich die Basis für Geschenke zu sein. Geschenke, die Praktizierende indirekt dem Buddha machen, denn der Stupa symbolisiert den Geist des Buddha. So können gute Eindrücke angesammelt werden, was zu letztendlichem Glück, also zur Erleuchtung führt. (Der Stupa heißt auf Tibetisch chörten, was wörtlich übersetzt heißt: „Basis für Geschenke“).

Stupas werden allgemein als Monumente für Frieden und Glück in der Welt bezeichnet und man findet sie in allen buddhistischen Kulturen. Der Buddhismus hat sich im Laufe der Jahrhunderte von Indien aus über ganz Asien verbreitet und da wo der Buddhismus ankam, wurden auch nach und nach Stupas errichtet. Ausgehend von der sehr einfachen Grundform der alten indischen Stupas (eine runde Basis mit einer großen Halbkugel, darüber ein kleiner quadratischer Aufbau und eine schlanke konische Spitze) haben sich die unterschiedlichsten Bautypen entwickelt. In Sri Lanka und z. T. in Nepal folgen die Stupas sehr der Formensprache der alten indischen Stupas (siehe Swayambhu und Bodhnath in der Hauptstadt Kathmandu). In Thailand und Myanmar (Burma) hingegen streckte sich der Stupa in die Höhe und die einzelnen Bauteile verschmolzen zu einer glockenähnlichen Form. In China, Japan und Korea entstanden unzählige Formen von Pagoden aus Holz oder Stein. Pagoden sind mehrstöckige Bauwerke von unglaublicher Schönheit. In China findet man eine weitere sehr beeindruckende Form, die so genannte Lamapagode; die wohl berühmteste ist die „Weiße Pagode“ in Peking.

Der tibetische Stupa (tib. cho rten), hat eine ganz besondere Form, die nach verschiedenen historischen Quellen auf den historischen Buddha Shakyamuni zurückgeht und im modularen System konstruiert wird. Beschreibungen der Maße und Proportionen findet man in etlichen tibetischen Quellen (z.B. von Jamgön Kongtrul Rinpoche). Gega Lama beschreibt das modulare System in seinem Buch: "Principles of Tibetan Art. Illustrations and Explanations of Buddhist Iconography and Iconometry According to the Karma Gardi School, Darjeeling 1983" folgendermaßen:

"Die Gesamthöhe eines Chörten, von der Basis bis zur Spitze, beträgt immer 16 große Module (tib. cha chen) bzw. 64 kleine Module (tib. cha chun) unabhängig davon wie groß der Stupa ist. Gefüllt mit Reliquien, Mantras, TsaTsas und sonstigen Kostbarkeiten wirkt der Stupa nach der Einweihung durch einen erfahrenen Lama als Kraftkreis der Buddhas ohne Unterbrechung zum Wohle aller Wesen."


Aufriss eines tibetischen Stupas mit Unterteilung im modularen System


Sehr bekannt sind die 8 Sutraformen, die jeweils wichtige Begebenheiten in Buddhas Leben symbolisieren, wie z.B. seine Erleuchtung in Bodhgaya. Der bekannteste tantrische Stupa ist der Kalachakrastupa, von dem es nur sehr wenige auf der ganzen Welt gibt, z.B. in Karma Gön bei Velez-Malaga in Spanien (1994 von Lopön Tsechu Rinpoche eingeweiht).

Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden Stupas auch in der westlichen Welt gebaut. Ein Schwerpunkt dieser Aktivität liegt bei den von Lama Ole Nydahl und seiner Frau Hannah im Auftrag des 16. Gyalwa Karmapa gegründeten Diamantwegzentren.


Kalachakra Stupa in Karma Gön (Spanien)

Weisheits Stupa in Graz (Österreich)


Lopön Tsechu Rinpoche (1918-2003), ein sehr bedeutender Lama, der in Bhutan geboren wurde und zeitlebens in Nepal und gegen Ende seines Lebens im Westen sehr aktiv war, hat mit dem Architekten Wojtek Kossowski und seiner langjährigen Schülerin und Vertrauten Maggie Kossowski insgesamt 18 Stupas im Westen errichtet (17 in Europa und einen in Mexiko). Der größte Erleuchtungsstupa Europas (33 m) steht in Benalmadena, an der andalusischen Küste Spaniens. Der Meditationsraum im Inneren dieses Stupas ist mit Wandmalereien im tibetischen Stil ausgestattet und im Tiefparterre gibt es eine Ausstellung tibetischer Kunst.

Sherab Gyaltsen Rinpoche, ein tibetischer Lama aus Nepal, der momentan sein erstes Stupaprojekt in Europa (Hamburg) leitet,  wird wohl diese Aktivität in Zukunft weiterführen.

Text von Eva Preschern


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